“Playlist” ist ein Wort, dass sich zeitgleich mit Begriffen wie “Streaming”, “Audio-On-Demand” oder ähnlichen Vokabeln rund um die Medienorganisation von Smartphone, iPad und Co eingebürgert hat. In den 80ern und 90ern hätte man wohl noch “Mixtape” dazu gesagt.
Aber die Welt hat sich weitergedreht. Um es mit Bob Dylan zu sagen: Times They Are a-Changin’
Fast jeder, der ein Smartphone hat – also eigentlich jeder – hat auch eigene Playlists und eine App von den großen Streaming-Dienstleistern, mit Zugriff auf nahezu das gesamte Weltrepertoire – von Klassik bis Punk.
Die eigene, private Playlist ist oft ein Sammelbehälter der aktuellen Lieblingstitel. Die Liste ist immer im Fluss. Es kommen neue Titel hinzu und alte verschwinden wieder. Die Songs darin variieren demnach meistens entsprechend bei den BPM (beats per minute – also Tempo), bei der Stilistik und oft auch in den Lautstärken. Das macht auf dem eigenen Smartphone nichts – man dreht einfach lauter oder leiser oder man skippt vor, wenn im shuffle-play gerade mal ein Titel kommt der nicht in die momentane Stimmung passt. Mit den Streaming-Dienstleistern haben die Apps und Playlists auch in Gastronomieflächen, Retail und Hotellerie Einzug gehalten. Toll – endlich keine CDs mehr einkaufen oder bei iTunes Titel aussuchen, herunterladen und organisieren. Stattdessen wird einfach das iPad angeschlossen und schon geht es los. Abgesehen davon, dass die Lizenzmodelle der Streaming-Dienstleister eine kommerzielle Verwertung ausschließen, taucht ein weiteres Problem auf, das man aus vielen anderen Lebenssituationen kennt:
Wer die Wahl hat, hat die Qual
Fangen wir mit dem ersten Teil der Weisheit an: Wer hat denn eigentlich die Wahl?
Ist es der/die Betriebsleiter/in , der/die Barmann/-frau oder die Person im Service, die gerade den vollsten Akku hat?
Oder ist es jemand, dem man im Team die größte Kompetenz in Sachen Musik nachsagt? Wer es auch sei. Hat sie oder er überhaupt ein Händchen dafür? Und eben nicht nur das: Ist das Verständnis da, dass es nicht um den eigenen persönlichen Musikgeschmack geht, sondern um den des Gastes oder Kunden? Wo wir gerade so schön bei Sprichwörtern waren:
Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler!
Tipp: Die Playlists sollten von jemandem erstellt werden, der den Betrieb und die Kundschaft durch und durch versteht und dem Begriffe wie “Markenwerte” oder “Ambiente” etwas sagen. Einfach nur Style haben, reicht meistens nicht aus und wer kann schon sagen, wie viele Gäste in einem Restaurant aufgestanden sind, weil die Musik als unpassend empfunden wurde. Die ausgefallene Runde für einen Absacker fällt dann weg, ohne dass der Betreiber davon etwas ahnt. Vielleicht ist es nicht mal den Gästen selbst bewusst. Musik hat schließlich tiefe Verbindungen zu unserem Unterbewusstsein und kann unsere Stimmung beeinflussen, ohne dass uns das selbst auffällt.
Damit kommen wir zum zweiten Teil des Sprichwortes. Nachdem nämlich geklärt ist, wer der oder die Richtige im Team ist für die Zusammenstellung der Musik, wenden wir uns der Frage der eigentlichen Auswahl der Musik zu. Die vielen Möglichkeiten von Streaming-Dienstleistern aber auch Kaufportalen für mp3-Downloads (das ist im Übrigen erlaubt – sofern Sie GEMA zahlen, versteht sich) machen die Auswahl nicht unbedingt einfacher.
Um wirklich stimmig bei der Zusammenstellung der Tracks zu sein, stellen wir ein paar Grundvoraussetzungen vorne an.
Denn bevor es inhaltlich zur Auswahl passender Titel kommt muss uns klar sein, dass die Anforderungen an die Hintergrundmusik unbedingt ein paar praktischen Gedanken folgen sollte:
Die Dont’s der Hintergrundmusik
- Lautstärkeunterschiede
Musik aus vielen Jahrzehnten Musikproduktion bedeutet auch: die Stücke sind subjektiv lauter oder leiser weil sie dem Zeitgeist und technischem Stand der Musikproduktionstechnik unterliegen. So sind Stücke von heute meistens subjektiv deutlich lauter produziert, als es noch vor 20 Jahren technisch überhaupt möglich war. Solche “Loudness”-Standards variieren aber auch heute je nach Qualität der jeweiligen Produktion. Haben Sie also eine verhältnismäßig bunte Playlist, dann wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu deutlich wahrnehmbaren Lautstärkeschwankungen bei ihrem Musikprogramm führen. Zuhause oder auf dem Kopfhörer in der Bahn gehört so etwas einfach zum Feeling des Songs – im Hintergrund eines schönen Restaurants kann das aber als störend empfunden werden.
Tipp: Lassen Sie die Playlist vor Veröffentlichung nebenbei bei sich zuhause laufen und achten Sie darauf, ob es Titel gibt, die beim Lautstärkeempfinden stark herausstechen. Diese dann einfach aus der Liste entfernen. Qualitätssicherung muss sein, oder?
- Temposchwankungen
Sie müssen nicht unbedingt ein Experte in Sachen Beats Per Minute sein (BPM – wer ein Metronom hat, weiß was das ist.) um genau sagen können, ob sich die Titel in der Playlist in einem Korridor von 20 BPM bewegen. Dennoch sollten Sie darauf achten, ob das, was die Musiker “Feel” nennen, in ihrer Liste zusammenpasst. Dieses “Feel” Thema kann man sich vorstellen wie das Verhältnis von gemessener und gefühlter Temperatur, nur eben auf Musik übertragen. Kurzum: Es ist von Vorteil, dass Sie ein Gefühl davon haben, ob die Titel in ihrer Liste vom Tempo her zusammenpassen.
Tipp: ganz ähnlich wie bei den Lautstärkeschwankungen. Lassen Sie nebenbei zuhause die in Vorbereitung befindliche Playlist laufen. Wenn Sie dann spüren, dass bestimmte Titel “zu unruhig” oder “zu lahm” für die Liste sind, entfernen Sie diese einfach.
- Genre Schwankungen
Ein Abba-Titel neben Skrillex? Die Ärzte neben Chopin? DeepHouse und dann wieder Heavy Metal? Natürlich sollte man einen gemeinsamen Nenner anstreben, um die Breite des Zielpublikums musikalisch abzuholen. Das bedeutet aber eher, eine gemeinsame Basis anzustreben, mit der alle gut leben können, als einfach von jedem Genre etwas hineinzuwerfen. Sie richten Ihre Räume ja auch nicht innenarchitektonisch auf die möglichen Geschmäcker aller Besucher ein und finden am Ende weder ein einheitliches Farb- noch Stilkonzept. Wiederum sollte die Musikauswahl gleichzeitig auch ein authentisches Statement sein, dass mit Ihnen und dem Ambiente Ihres Betriebs zu tun hat.
Tipp: Vermeiden Sie einen zu weiten Spagat der Vielfalt bei der Auswahl der Genres, die in ihre Playlists kommen. Finden Sie stattdessen einen gemeinsamen Nenner für das Zielgruppenspektrum ihres Betriebes.
Abwechslung und Aktualität!
Zu guter Letzt noch ein positiv formulierter Tipp:
Achten Sie darauf, dass die Musik immer frisch und abwechslungsreich bleibt. Eine Playlist mit nur 20 Titeln ist ungefähr so wie eine CD in Dauerschleife. 300-400 Titel sollten schon mindestens in der Rotation sein. Ihren Mitarbeitern aber auch ihren Gästen zuliebe. Ergänzen sie die Playlists am besten monatlich mit neuen Titeln unter Beachtung der “Dont’s” und sortieren Sie alt gewordene Radio-Hits aus dem letzten Sommer im Zweifelsfall auch mal aus. Letztlich ist es Geschmackssache, was man bei Pop-Musik als “abgegriffen” empfindet. So kann “Happy” von Pharell Williams ganz bestimmt in vielen Kontexten auch heute noch sehr gut funktionieren – in einem Laden, der hip sein will kann der gleiche Titel aber auch nach hinten losgehen und vermitteln, dass die Betreiber mit gefühlt veralteten Songs arbeiten. So etwas strahlt dann negativ auf das Marken-Image aus. Und sei es nur unterschwellig.
“make or buy” ?
Es macht Spaß sich mit Musik und ihrer Wirkung auf das Geschäft zu befassen. Es kostet aber Aufmerksamkeit und Zeit.
Will man sich nicht selbst mit den Playlists beschäftigen, bedient man sich der Anbieter auf dem Markt, die das professionell anbieten und für Sie erledigen.